Was ist die Zukunft der Erde?
Neustart statt Zerstörung
Ich bin, wie viele meiner Zeitgenossen, mit der Zukunft wie Hollywood sie sieht aufgewachsen: „Krieg der Welten“, „Mad Max“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, „Star Wars“, „Independence Day“, „Matrix“, „The Day after Tomorrow“ und „Wenn der Wind weht“, um nur ein paar zu nennen. Es sind Visionen einer angsteinflößenden, dystopischen Zukunft mit einer Welt, die von Außerirdischen, Kriegen, Atom- oder Umweltkatastrophen verwüstet und zerstört worden ist. Vielleicht ist es daher nicht überraschend, dass die gängige christliche Literatur den Beispielen von Hal Lindseys „Alter Planet Erde wohin? – Im Vorfeld des Dritten Weltkrieges“ bis zu „Finale – Die letzten Tage der Erde“ von Tim LaHaye und Jerry Jenkins, mit mehr als 65 Millionen verkauften Büchern, folgt.
Jahrelang, während ich versuchte Prä-, Post- und Amillenarismus und verworrene Erklärungen von obskuren Bibelversen zu verstehen, habe ich die zentrale Annahme als wahr angenommen: dass diese Welt komplett zerstört wird, wenn Christus für das Gericht zurückkommt. Aber tief in mir hat sich etwas falsch angefühlt und als ich angefangen habe, selbst in der Bibel nachzulesen, wuchsen meine Fragen:
- Wenn Gott die Schöpfung zerstören wird, warum macht er sie „sehr gut“ (1. Mose 1) und hört nicht auf sie zu erhalten, sich an ihr zu freuen und sie zu erneuern (Psalm 104)?
- Warum hat Gott all die Arten in der Arche gerettet und was ist mit seinem rettendem Bund mit allen lebenden Kreaturen und der Erde (1. Mose 9, 9-17)?
- Wenn wir auf dem Weg in einen jenseitigen Himmel sind, warum sind die biblischen Bilder der „Neuen Schöpfung“ so voller Landschaften, Flüssen, wilden Tieren und Obstbäumen?
- Was ist mit Römer 8,21, wo beschrieben wird, dass die Schöpfung darauf wartet „von der Last der Vergänglichkeit befreit zu werden“ anstatt gerichtet und zerstört zu werden?
- Zeigen nicht Jesu Fleischwerdung, Tod und Auferstehung Gottes Pläne, und zwar nicht nur für uns Menschen, sondern für die gesamte Schöpfung? Indem Jesus ein körperliches menschliches Wesen wurde, zeigte diese Menschwerdung, dass Gott seine materiellen Schöpfung bestätigt. Als Jesus am Kreuz starb, hat dies den Fluch der Sünde und Entfremdung nicht nur von uns Menschen genommen, sondern von der ganzen Schöpfung. Und schließlich wird die Schöpfung ganz grundlegend, radikal erneuert in Jesu materiell (physisch) auferstandenem Körper. Stellt Jesus damit keine Vorlage für die Erneuerung aller Dinge dar?
Wenn wir Gottes großes Bild begreifen, dann ergeben die wenigen verwirrenden Verse, auf denen ein großer Berg von dispensationalistischer Prosaliteratur aufbaut, Sinn. Zum Beispiel geht es im 2. Petrus 3,7 bis 10 nicht um die Ausradierung dieser Welt in einer finalen Feuerbrunst, sondern um läuterndes Feuer des Gerichts, welches das Land „freilegt“ – wie ein Ackerland vor der Saat. Die Parallele zu Noahs Flut in 2. Petrus bestätigt, dass es hier genauso um einen Neustart, wie um Zerstörung geht.
Wenn dies hier neu für dich ist, dann empfehle ich dir N.T. Wrights „Von Hoffnung überrascht“ oder mein eigenes Buch „Und Mittendrin leben wir – Gott, die Ökologie und Du“. Wie N.T. Wright sagt: „Der Himmel ist wichtig, aber er ist nicht das Ende der Welt.“ Einerseits ist es egal, was du über das Ende der Zeit denkst, solange du den Auftrag aus 1. Mose erfüllst, Gottes Wesen widerzuspiegeln, indem du der Schöpfung dienst und sie bewahrst. Allerdings ist es andererseits von tiefster Bedeutung, da negative Einstellungen im Bezug auf die Zukunft der Schöpfung zwangsläufig zu Gleichgültigkeit (im besten Fall) oder ungezügelter Zerstörung (im schlimmsten Fall) führen.
Die Zukunft des Planeten Erde liegt in Gottes Händen, nicht in denen von Hollywood; aber das heißt nicht, dass wir uns wie „planetarische“ Vandalen aufführen können. „Die, die Erde zugrunde richten, werden nun selbst zugrunde gerichtet werden“ (Offenbarung 11,18). Unsere Aufgabe ist, wie die zehn klugen Brautjungfern aus Jesu Gleichnis (Matthäus 25,1) zu sein – Wache zu halten und einen passenden Empfang für den Schöpfer, Bewahrer und Retter der Schöpfung vorzubereiten.
Übersetzung: Doro Seeger
[…] Der Himmel ist kein Ort dort oben, mit Wolken, Harfen und ewigen, schlechten Lobpreisliedern. Der Himmel ist überall dort, wo Gott lebt. Gottes Plan ist es, „alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist“ (Epheser 1,10), sodass Gottes Wohnsitz unter seinem Volk ist (Offenbarung 21,3) auf einer gereinigten und erneuten Schöpfung. Mehr darüber im nächsten Monat… […]