Kirchenlieder, die ich nicht gerne singe
Wenn ich für A Rocha predige, wird häufig das Lied „Wie groß bist du“ gewählt. Es ist seit vielen Generationen ein beliebtes Kirchenlied und die zweite Strophe macht es auch zu einer offensichtlichen Wahl fär den christlichen Naturschützer:
Blick‘ ich empor zu jenen lichten Welten
und seh‘ der Sterne unzählbare Schar,
wie Sonn‘ und Mond im lichten Äther zelten,
gleich gold’nen Schiffen hehr und wunderbar.
Dann jauchzt mein Herz dir, großer Herrscher zu:
Wie groß bist du! Wie groß bist du!
Und obwohl ich die Melodie und den Großteil des Textes mag, wird mir jedes Mal schwer ums Herz, wenn ich die letzte Strophe höre (Frei übersetzt aus dem Englischen):
Wenn Christus kommt unter Zurufen des Beifalls,
und mich Heim führt wird mein Herz mit Freude erfüllt…
Mich Heim führt? Wohin? Sicher nicht in einen luftigen Himmel, wie er sich von viktorianischen Malern und Erweckungs-Komponisten vorgestellt wird, ein „Heim im Lande der Herrlichkeit, das die Sonne übertrifft, weit hinter dem blauen Horizont“? Hört Euch diese Worte von dem Kirchenlied „Erwartung“ (Englisch: Anticipation) von Charles Naylor (1911) an (Frei übersetzt aus dem Englischen):
Wenn die letzte Verbindung zur Erde getrennt und meine Seele befreit wird…
Aber wenn dieses kurze Leben vorbei ist, werden wir nicht mehr weinen und seufzen,
sondern uns ewig freuen in der Heimat dort oben.
Selbst, wenn du es versuchen wolltest, wäre es schwieriger schlechtere Theologie in ein Kirchenlied zu packen:
- „Verbindung zur Erde“. Ein Konzept das mehr der Gnostischen Irrlehre angehört, als dem Neuen Testament
- „Meine Seele befreit“. Die Bibel trennt nie zwischen Körper und Seele – das ist rein Platonischer Dualismus
- „Unsere Heimat dort oben“. NASAs Mars-Rover „Curiosity“ (Deutsch: Neugier) hat sie nicht gefunden, aber vielleicht sucht es an den falschen Stellen?
Bitte versteht mich nicht falsch! Ich habe nicht aufgehört an den Himmel zu glauben. Ich habe eher begonnen meine Theologie der Bibel zu entnehmen, statt den Kirchenliedern, mit denen ich aufgewachsen bin. Und was habe ich herausgefunden?
- Der Himmel ist kein Ort für Körperlose Seelen, sondern für physisch auferweckte Körper (1. Korinther 15)
- Die biblischen Bilder von Gottes neuer (er-neuerter) Schöpfung beinhalten eine reiche Tierwelt, eine friedvolle Gesellschaft, und die Beseitigung von Sünde, Tod und Leid.
- Der Himmel ist kein Ort dort oben, mit Wolken, Harfen und ewigen, schlechten Lobpreisliedern. Der Himmel ist überall dort, wo Gott lebt. Gottes Plan ist es, „alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist“ (Epheser 1,10), sodass Gottes Wohnsitz unter seinem Volk ist (Offenbarung 21,3) auf einer gereinigten und erneuten Schöpfung. Mehr darüber im nächsten Monat…
Ist es wirklich wichtig, was wir singen? Ja! Weil Lieder und Melodien in der Erinnerung bleiben. Sie formen unsere Theologie, mehr als Predigten es tun. Lobpreisleiter, bitte wählt eure Lieder mit Bedacht und Komponisten, bitte lest die Bibel gründlich! Braucht ihr eine Inspiration? Hier ist ein ernsthaft biblisches Kirchenlied über Gottes Zukunft für den Planet Erde (geschrieben von Isaac Watts in 1719) (Frei übersetzt aus dem Englischen):
Freude für die Welt! Der Herr ist gekommen,
Lass die Erde ihren König empfangen;
Lass jedes Herz ihm Raum bereiten,
und Himmel und Natur singen.Freude für die Welt! Der Erlöser regiert;
Lass die Menschen ihre Lieder singen;
Während Felder, Flüsse, Steine, Berge und Ebenen
Die klingende Freude wiedergeben.Sünde und Sorgen sollen nicht mehr wachsen,
und Dornen nicht den Boden befallen;
Er kommt um seinen Segen fließen zu lassen
Bis dorthin, wo der Fluch zu finden ist.Er regiert die Welt mit Wahrheit und Gnade,
und lässt die Nationen seine Herrlichkeit und Gerechtigkeit
und die Wunder seiner Liebe bezeugen.
(Deutsche Originalübersetzung nach Johannes Haas 1978):
Freue dich, Welt, dein König naht.
Mach deine Tore weit.
Er kommt nach seines Vaters Rat,
der Herr der Herrlichkeit.Jesus kommt bald, mach dich bereit.
Er hilft aus Sündennacht.
Sein Zepter heißt Barmherzigkeit
und Lieb ist seine Macht.Freuet euch doch, weil Jesus siegt,
sein wird die ganze Welt.
Des Satans Reich darnieder liegt,
weil Christ ihn hat gefällt.
Übersetzung: Margita Hefner