21. Januar 2020 | Laëtitia Bapst | 0 Kommentare

Genießen, Erlösen, Ruhen

Reduce, Reuse, Recycle (Reduzieren, Wiederverwenden, Recyclen). Die „3 Rs“ sind so ein berühmtes Phänomen geworden, dass sie sogar ein eigenes Lied haben. Dieses ökologische Motto entstand 1970 am ersten Tag der Erde. Es hat vielen geholfen, umweltfreundlichere Gewohnheiten zu entwickeln. Doch für Christen muss ein nachhaltigerer Lebensstil auch in unserer Beziehung zu dem Schöpfer-Gott, genauso wie zur Schöpfung, sichtbar werden. [tweet_dis]Ich möchte gerne ein neues Motto zur Schöpfungsbewahrung vorschlagen, welches sich auf 3 biblischen Themen gründet: Genießen, Erlösen, Ruhen[/tweet_dis].

“Beneath the Milky Way” – Credit: ESO/Luís Calçada/Herbert Zodet (CC BY)

“Beneath the Milky Way” – Credit: European Space Observatory/Luís Calçada/Herbert Zodet (CC BY)

 

Genießen.

[tweet_dis excerpt=“Genießen – eine Einladung, Gottes Schöpfung in all ihren Facetten zu genießen: zu sehen, zu schmecken und zu fühlen, dass das, was Gott geschaffen hat, gut ist“]Dies ist eine Einladung, Gottes Schöpfung in all ihren Facetten zu genießen. Eine Einladung, zu sehen, zu schmecken und zu fühlen, dass das, was Gott geschaffen hat, gut ist.[/tweet_dis] Es ist eine Einladung, neugierig zu sein, über die Schöpfung zu lernen und sie zu erleben. Gottes Beispiel in 1. Mose 1 folgend, verstehen wir: „Und Gott sah das alles an: Es war gut.“ Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um die Sterne zu betrachten und über Galaxien und dunkle Materie zu lernen. Es ist wichtig, die Handwerkskunst zu bestaunen, die nötig ist, um eine Geige zu bauen, mit welcher der Violinist dann schöne, schwingende Töne hervorbringt. Es ist wichtig, sich über Quanten-Physik zu wundern und zu versuchen, sie zu verstehen. Es ist auch wichtig, es nicht zu schaffen, Dinge zu verstehen und darüber zu grübeln, wer solch eine Welt geschaffen hat, die unseren Verstand übersteigt. Nur dann, wenn wir den Wert der Schöpfung erlebt haben und begriffen haben, wie viel von Gottes Charakter darin verborgen ist, können wir unser Staunen in Anbetung des Schöpfers lenken, und nur dann können wir wirklich für die Schöpfung sorgen. Es ist der erste Schritt, sowie eine tägliche Aufgabe: Gottes Schöpfung zu bestaunen und zu genießen, jeden Tag aufs Neue.

Erlösen.

[tweet_dis excerpt=“Erlösen – Der Gott der Schöpfung ist der Gott der Erlösung. Seine befreiende Kraft, die Christus vom Tod auferweckt hat, ist die gleiche Kraft, die die Schöpfung von ihrer Versklavung an die Vergänglichkeit befreien wird“]Der Gott der Schöpfung ist der Gott der Erlösung. Seine befreiende Kraft, die Christus vom Tod auferweckt hat, ist die gleiche Kraft, die die Schöpfung von ihrer Versklavung an die Vergänglichkeit befreien wird[/tweet_dis] (Römer 8, 21). Es ist auch die gleiche Kraft, die es den Gläubigen ermöglicht, an der Erlösung der gesamten Schöpfung teilzunehmen. Das bezeugt sich in einer unerlässlichen Leidenschaft, zerbrochene Menschen wieder geheilt und vollständig zu sehen. Es ist auch die feste Überzeugung, dass Gott einen Weg hat, das zu erreichen, ohne auf die Kosten der restlichen Schöpfung zu gehen. Das beinhaltet also die Erneuerung der gesamten Schöpfung, vom faszinierenden Nashorn bis zu unspektakulären Insekten. In einer solchen holistischen Herangehensweise werden Ökosysteme als Ganzes betrachtet. Zu guter Letzt nimmt dieses Prinzip keine Wegwerf-Mentalität hin. Von den japanischen Kintsugi-Künstlern, über Kompost-Liebhaber, hin zum Opa der sagt: „Wirf dieses Spielzeug nicht weg, ich kann es reparieren“, gibt es unzählige Wege Gottes erlösender Liebe für das Verworfenen auszudrücken.

Ruhen.

[tweet_dis]Das Ruhen ist auf dem biblischen Prinzip des Sabbats gegründet (was „ruhen“ im Hebräischen bedeutet)[/tweet_dis]. In den zehn Geboten sagt Gott uns, dass wir jeden 7. Tag mit unserer Arbeit aufhören sollen und uns ausruhen sollen. Diesen Rhythmus hat Gott sich ausgedacht, damit unserer Arbeit, unseren Aktivitäten Grenzen gesetzt werden. Dadurch erinnern wir uns, dass wir mehr sind, als das was wir tun und leisten, und setzt den Fokus auf Sein statt Tun. Dieses Ruhen wird auch nicht auf Kosten anderer gelebt. Tatsächlich sollten auch Sklaven und Nutztiere and diesem Tag ruhen! (siehe 2. Mose 20, 8-11). [tweet_dis excerpt=“.@WaltBrueggemann definiert den Sabbat als eine Art Widerstand, weil es ein sichtbares Insistieren darauf ist, dass unsere Leben nicht durch das Produzieren und Konsumieren von Gütern definiert ist.“]Brueggemann definiert den Sabbat als eine Art Widerstand, weil es ein sichtbares Insistieren darauf ist, dass unsere Leben nicht durch das Produzieren und Konsumieren von Gütern definiert ist.[/tweet_dis][*] Wenn wir all diese Facetten des Sabbats miteinbeziehen, sehen wir, dass er uns einlädt, unseren Konsum in den zwar großzügigen, aber gottgesetzten Grenzen zu halten. Das mag uns dazu führen, weniger zu konsumieren. Es sollte uns auch bewusstmachen, dass der gesamten Schöpfung anständige Ruhe geschenkt wird, den Tieren, sowie dem Land. Zum Schluss erinnert es uns daran, dass wir als Gläubige Menschen die Hoffnung der ewigen Ruhe bei Gott haben. Den Sabbat zu praktizieren könnte so aussehen: einen Tag oder regelmäßig einen Moment frei zu nehmen, um die Gegenwart zu genießen, um einfache Freuden oder Gemeinschaft neu zu entdecken. Das hilft uns, wieder den Fokus auf das zu richten, was wirklich wichtig ist in unserem Leben. Sabbat, das könnte bedeuten, ein selbstgekochtes Essen (vielleicht auch aus dem eigenen Garten) mit der Familie, mit Freunden oder mit Unbekannten zu teilen, in der Hängematte auszuruhen, im Wald spazieren zu gehen… und all das mit einer Haltung der Dankbarkeit und Anerkennung gegenüber Gott. Solch ein Sabbat ist ein Geschenk für uns, das wir genießen sollen.

[tweet_dis]Genießen, Erlösen, Ruhen ist eine dreifache Einladung an uns, mit der wir auf ganz praktische Art die Schöpfung bewahren können und das Evangelium in seiner ganzen Vielfalt erleben können.[/tweet_dis] Es ist keine schwere Aufgabe, aber eine, die Leben schenkt und die gut und schön ist, nach dem Bilde unseres Schöpfers.

[*] Walter Brueggemann. „Sabbath as Resistance: Saying No to the Culture of Now“. Louisville, KY: Westminster John Knox Press, 2017. xiv.

Übersetzung: Naomi Bosch

Kategorien: Reflexionen
Tags: Rast Sabbat
Über Laëtitia Bapst

Laëtitia hat einen Master-Abschluss in Französischer Sprache in der Schweiz und einen BA (Hons) in Biblischen und Interkulturellen Studien des All Nations Christian College, Großbritannien, wo sie auch 2017 und 2018 als Anwältin für die Schöpfungsbewahrung tätig war. Ihr Ruf ist es, eine prophetische Stimme in der westlichen Welt zu sein, die die Menschen dazu herausfordert, ein einfacheres, aber erfüllteres Leben zu führen; dies hat sie dazu veranlasst, den kollektiven Blog ecclesiadomestica.fr für die frankophone christliche Gemeinschaft zu erstellen. Laëtitia lebt derzeit mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Schweiz.

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