Der Adventstrost
Komm, du lang ersehnter Jesus,
geboren, um dein Volk zu befreien.
Befreie uns von unseren Ängsten und Sünden,
Lass uns in dir Ruhe finden.
Israels Kraft und Trost,
die Hoffnung der ganzen Erde bist du.
Sehnlicher Wunsch jedes Volkes
Freude eines jeden sehnsüchtigen Herzens.
Charles Wesley, 1744
Vor acht Jahren, nach einer langen Zeit beruflicher Herausforderungen und Enttäuschungen, zog ich widerstrebend in einen neuen Bundesstaat der USA, meines Heimatlandes, und zwar in einen Vorort innerhalb dieses Bundesstaates. In einen Das war ein Gräuel für das Mädchen, das früher mehrmals pro Woche zum Bauernmarkt in ihrem Stadtviertel gelaufen war. Aber der Silberstreif am Horizont war, dass unser neues Haus zwar Löcher im Dach hatte, aber fünf Apfelbäume auf seinem 0,3 Hektar großen Grundstück. Wir beschlossen, dass das Dach repariert werden und die Äpfel eingemacht werden konnten.
In den folgenden Jahren, als wir pflanzten, ernteten und Apfelmus herstellten, entdeckte ich Psalm 126: Wer mit Tränen sät, wird mit Freudengesang ernten. Diejenigen, die weinend hinausgehen, um Samen zu säen, werden mit Freudengesang zurückkehren und Garben mit sich tragen.
Ich habe diesen Psalm mit einer Gruppe von Frauen in der Kirche studiert. „Warum weinen sie?“, fragte jemand. „Sollten sie nicht froh sein, dass sie diese Samen haben und einen Garten anlegen?“ „Ich glaube, das liegt daran, dass ihre Samen ihre letzte Chance sind“, sagte ich. „Sie können ihr Saatgut essen, oder sie können das Risiko eingehen, es anzupflanzen. Die Pflanzzeit ist die Zeit des Hungerns.“ Aber die, die mit Tränen säen, werden mit Freudengesang ernten.
Die Adventszeit ist vielleicht keine Zeit, in der man buchstäblich Samen pflanzen kann – nicht für uns in der nördlichen Hemisphäre.
Mein Garten liegt unter einer Schneedecke, und bis auf einen sind alle Apfelbäume abgestorben. Sie waren alt. Aber jetzt sehe ich mehr als nur die Apfelbäume, wenn ich in den Garten schaue.Ich sehe den Rundschwanzhabicht, der auf der Kiefer meines Nachbarn Wache hält. Ich höre die Virginia-Uhu, wenn ich nachts spazieren gehe. Und obwohl die Welt voller Krieg ist und die beruflichen Herausforderungen nicht ganz verschwunden sind und manchmal alles so unbeständig erscheint, tröstet es mich, dass die Garben, die die Verbannten trugen, nicht ihr eigenes Werk waren. Gott hat sie wachsen lassen. Und obwohl Gott uns einlädt, uns zu beteiligen, übernimmt er die Verantwortung für das Ergebnis.
Was wir im Advent säen können, sind unsere Tränen – unser Anerkennen, dass wir Trost brauchen. Unsere Erkenntnis, dass unsere letzten Bemühungen manchmal nur im Einklang mit dem Einen funktionieren, der Regen und Graupel, Sonnenschein und Wolken schickt. Die Aussaat unserer Samen ist ein Akt der Hoffnung. Und weil unser Gott ein Gott der Ordnung und der Muster ist, können wir wissen, dass unsere Saat nicht vergeudet sein wird. Selbst wenn sie nicht keimen oder wenn sie keimen und scheitern, werden sie wieder Teil der Erde werden. Und das, weil wir auf die Güte und das Wirken Gottes in Christus vertrauen.
Denn, um Wesleys Hymne zusammenzufassen, Jesus tut alles. Jesus ist derjenige, der uns von der Angst vor der Zukunft befreit. Jesus ist derjenige, der uns zur Ruhe einlädt und der uns tröstet. Jesus ist unsere Hoffnung. Jesus erfüllt unsere Sehnsucht. Und Jesus ist unsere Freude. In „Called to be Saints“ (Berufen, Heilige zu sein) schreibt Gordon T. Smith: „… das Geniale am biblischen Ruf zur Freude ist, dass wir diese Freude aufrichtig erlangen; als diejenigen, die die Wahrheit sagen, die den Schmerz und das Leid der Welt beim Namen nennen und die so inmitten all dessen Freude erfahren, eine Freude, die der Vorgeschmack des kommenden Reiches ist“ (154).
Wir nannten unseren 0,3 Hektar großen Garten im Vorort „Consolation Farm“ („Trostfarm“). „Wie ein Trostpreis?“, fragte ein Bekannter, als wäre das Grundstück ein verwelkter Nelkenstrauß, eine Enttäuschung, nachdem die Krone an die Schönheitskönigin aus einem anderen Bundesland gegangen war. Nein. Wie Gottes Trost. In dieser Adventszeit, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze oder Gemüse schneide, schaue ich nach draußen auf den gefrorenen Boden, den späten Herbstschnee, und denke an Gottes Trost. Gottes Trost für mich persönlich und für die Schöpfung als Ganzes.
Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum wir die Farm „Trostfarm“ genannt haben. Denn 1961 stürzte ein Flugzeug mit 73 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord vom örtlichen Flughafen in unserer Nachbarschaft ab. Alle an Bord der Machine kamen ums Leben. Die Nachbarn erzählen, dass sich jedes Jahr bei strengem Frost Flugzeugreste durch die Erde arbeiten. Wir haben das Land „Trostfarm“ genannt, weil es Verwüstung gesehen hat. Es hat Tod und Zerstörung erlebt. Aber dennoch trägt ein Apfelbaum jeden Sommer Früchte. Das Land bringt Früchte hervor: schwarze Johannisbeeren, Maulbeeren, Weintrauben, Himbeeren. Kinder spielen heute in der Nähe der Stelle, an der einst ein Lockheed Constellation Flugzeug verbrannte. Wir säen unter Tränen. Die Tränen sind echt. Aber eines Tages werden wir mit Freude ernten. Und auch diese Freude ist echt. Und sie ist in und durch Jesus Christus:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus.
2. Korinther 1,3-5
Über die Autorin
Joy-Elizabeth Lawrence ist Teil des Pastor/innen-Teams einer „Evangelical Covenant Church“ in einem Vorort von Chicago. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern auf der „Trostfarm“, wo sie essbare Pilze erntet und sie heimlich in die Suppe mischt. Joy hat am Regent College und am Calvin Theological Seminary studiert und liebt es, Gottes Welt, Gottes Wort und die Person Christi besser kennen zu lernen.