15. November 2022 | Jo Swinney | 0 Kommentare

Zuhause bei A Rocha

Das ist der erste Teil einer neuen Serie, in denen Gastfreundschaft bei A Rocha beschrieben wird und wie diese den Glauben geprägt hat.

 

Jo Swinney ist Communication Director und schrieb zusammen mit ihrer Mutter, Miranda Harris, das Buch „A Place at the Table: Faith, Hope & Hospitality“. Der Erlös aus dem Verkauf dieses Buches geht an die weltweite Arbeit von A Rocha.

 

Meine früheste Erinnerung an A Rocha geht zurück auf eine Winterreise an die Algarve. Das Dach der Villa war undicht, so dass sich im ganzen Haus Pfützen bildeten, von denen ich als Vierjährige begeistert war!  Was für ein Abenteuer! Einige Monate später zogen wir um nach Portugal. Meine Eltern waren anfangs damit beschäftigt, portugiesisch zu lernen und sich in der fremden Kultur zurecht zu finden. Gleichzeitig studierten sie die Natur und besonders die Vogelwelt Portugals. Als Kind ging das alles an mir vorbei, meine Hauptsorge war, die Fahrt im Schulbus zu überleben und am Strand ein Eis zu erbetteln. Lange Zeit fühlte ich mich in Portugal nicht zu Hause und A Rocha war für mich nur etwas, was eben meine Eltern beschäftigte. Das änderte sich, als wir ein paar Jahre später in das neu erworbene Zentrum  „Cruzinha“ einzogen. Dorthin kamen nun viele unterschiedliche interessante Menschen: Besucher, Mitarbeiter und freiwillige Helfer. Von da an fühlte ich mich in Portugal zuhause, zusammen mit unseren wechselnden Besuchern waren wir wie eine große Familie.

 

Obwohl wir vier Harris-Kinder laut und wild waren, waren wir willkommen und gehörten einfach dazu. Wir machten nächtelang beim Beringen der Watvögel in den Sümpfen mit, halfen beim Streichen der Fensterläden, beim Säubern der Teiche oder beim Gießen einheimischer Setzlinge. Wenn wir von der Schule nach Hause kamen, waren wieder neue Besucher im Haus, die vielleicht Lust hatten, mit uns zu spielen. Manchmal konnten auch wir den Neuankömmlingen schon helfen, sich zurechtzufinden, zugleich genossen wir es, mit den Gästen Zeit zu verbringen.

 

Zu meinen Lieblingserinnerungen aus dieser Zeit gehört das alljährliche Osterfrühstück. Wir standen alle im Morgengrauen auf, um am Ende der Landzunge gemeinsam mit Christen und mit Leuten, die nicht glaubten, die Auferstehung Jesu zu feiern . Wenn wir dann nach Hause kamen, war der Tisch gedeckt mit frischem Brot, gekochten Eiern, Obst und Pralinen. Meine Mutter hatte ihn mit schönem Geschirr, Blumen und selbst gebastelten, mit Fotos und Bibelversen versehenen Lesezeichen dekoriert. Ein griechischer  Besucher nahm sich einmal als Dankeschön einen ganzen Tag Zeit, ein Lamm über dem offenen Feuer zu braten. Ich saß stundenlang neben ihm und fragte ihn im Zehn-Minuten-Takt, wann es denn fertig sei.

 

In dieser Vertrautheit der A Rocha-Familie aufzuwachsen hat meinen Glauben auf unbeschreibliche Art geprägt. Unter Menschen zu leben, die sich darum bemühen, dass auch Tiere und Pflanzen im Namen Jesu geschützt werden, erzeugte in mir ein weitreichendes Verständnis davon, was es bedeutet, Christ zu sein. Wir wurden sozusagen in einer Atmosphäre der gelebten Nächstenliebe sozialisiert. Dass dabei Menschen, die nicht glaubten, immer willkommen und integriert waren, zeigte mir, welche Kraft ein authentisch gelebter Glaube hat, um Menschen zu Gott zu ziehen. Dass Menschen unterschiedlichen Alters aus verschiedenen Kulturen und Sprachen harmonisch zusammen lebten zeigte mir, dass wir alle nach Gottes Ebenbild geschaffen sind und viel gemeinsam haben. Am prägendsten war für mich die Zeit, die ich draußen frei herumstreifen und spielen konnte. In Psalm 19,1 heißt es: „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes, und die Lüfte bezeugen das Werk seiner Hände“, und in Römer 1,20 wird hinzugefügt: „Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine göttliche Macht und Größe sehen und erfahren können.“ Ich konnte vieles über Gott durch mein Erleben in der einzigartig schönen portugiesischen Natur lernen. Wie jeder Mensch musste auch ich erleben, dass ich verletzt wurde und dass ich verzerrte Vorstellungen von Gott annahm, denn keine Gemeinschaft ist perfekt. Aber als ich Cruzinha vor kurzem zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder besuchte, war ich voller Dankbarkeit, dass ich meine prägenden Jahre im Herzen von A Rocha, auf der Landzunge von Quinta da Rocha, unter freundlichen und inspirierenden Menschen verbringen durfte.

Kategorien: Geschichten Reflexionen
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